Der Reinberg und die Marienwarte

Die MarienwarteAls Reinberg bezeichnet man den rund 76,5 m hohen Höhenzug am südlichen Traunufer gegenüber der Stadt Wels, vom Schloss Aigenegg bis zur ehemaligen Ziegelei Würzburger in Aschet. Er gehört der „Traun-Enns-Platte“ an.
Der Name Reinberg hängt mit dessen geologischem Aufbau zusammen. „Rein“ kommt von rin bzw. rinnen und bedeutet fließen bzw. Fluss. Tatsächlich ist der Reinberg reich an Quellen, die entweder an seinem Hang oder Fuß zutage treten. Der Geologe hat dafür eine Erklärung: Die obere Schicht besteht aus Lehm.
Diese Schicht erreicht in der ehemaligen Ziegelei Würzburger sogar eine Dicke von 12 m. Darunter lagert eine durchlässige Schotterschicht von ca. 20 m Dicke, die von der wasserundurchlässigen Mergelablagerung abgelöst wird. Sobald Wasser auf diese Schicht trifft, sammelt es sich und tritt als Quelle aus dem Berg.
 
Schon die Römer schätzten vor 1700 Jahren das frische Quellwasser, fassten die Quellen zusammen und versorgten durch eine Wasserleitung die Stadt Ovilava (Wels) mit frischem Trinkwasser. Dem Wasser der Reinbergquellen sprach man heilende und wundertätige Wirkung zu. Durch Stollengrabungen für Luftschutzzwecke in den Jahren 1944/45 versiegten manche Quellen, andere wurden für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde gefasst und einem Hochbehälter auf dem Reinberg zugeführt.
 
Mehr noch als Trinkwasserlieferant war der Reinberg seit jeher die Höhe, von der man weit ins Land
hineinschauen konnte. Je dichter unsere Gegend besiedelt wurde, desto wichtiger wurde der Reinberg
als „Beobachtungsstation“. Besonders wichtig war diese für die Römer, als sie Ovilava und die Traunbrücke vor feindlichen Überraschungen schützen mussten.
 
Im Jahre 1902 wurden vom Verschönerungsverein Wels (Gründung 11.8.1873) die Wege am Reinberg geschaffen.
Der Tatkraft des Verschönerungsvereines ist zu verdanken, dass die Reinberganlagen seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel der Welser ist.  Seit 1942 ist die Stadt Wels Eigentümerin von über 4 ha Gesamtfläche und der Marienwarte.  Im Jahre 1954 erfolgte die Beleuchtung bis zur Marienwarte.   
 
Ohne den Verschönerungsverein für Wels und Umgebung hätte Thalheim wahrscheinlich heute keine
Marienwarte auf dem Reinberg. Nach einem Entwurf des Obmannes des Verschönerungsvereines Dr. Schauer wurde am 7.3.1892 mit dem Bau des 22,8 m hohen Turmes begonnen. Die Ausführung des Baues erfolgte durch Baumeister Kunz. Die Plattform liegt 391,10 m über dem Adriatischen Meer. Bereits am 17.7.1892 fand die feierliche Eröffnung des Aussichtsturmes „Marien-Warte“ statt. Aus Dankbarkeit für die Überlassung des Baugrundes erhielt der Turm den Namen Marien-Warte nach dem Vornamen der Frau des Grundspenders (Johann und Maria Ploberger).
Im Gästebuch sind u.a. Kaiserin Elisabeth von Österreich (10.9.1892 und 1.10.1895) und
Kaiser Franz Josef I. (3.12.1892) eingetragen.