120 Jahre „alte“ Traunbrücke

Altes Schwarzweiß-Postkarte, wo die Traunbrücke abgebildet ist. Vermutlich Anfang der 1900er Jahre.

Eine alte Postkarte vom Traunufer mit Blick auf Thalheim. Anfang der 1900er Jahre

Von vielen Thalheimerinnen und Thalheimern wird sie täglich benutzt und sie prägt das Ortsbild markant – die „alte Traunbrücke“ feiert in diesem Jahr ihren 120. Geburtstag. Grund genug, um sich diesem Bauwerk und dessen Geschichte etwas eingehender zu widmen. 

Obwohl sie trotz ihres beträchtlichen Alters um acht Jahre jünger als ihre „Schwester“ – die Eisenbahnbrücke – ist, nimmt die alte Traunbrücke aufgrund ihrer Optik und zentralen Lage im Ortskern einen besonderen Stellen- und Bekanntheitswert ein. Der Weg zu einem verlässlichen und stabilen Flussübergang war allerdings lang und rückschlagsreich: 

Die erst mit dem Bau des Kraftwerks Marchtrenk (1980) in diesem Abschnitt endgültig regulierte Traun und ihre Seitenarme traten davor regelmäßig mit zerstörerischen Folgen über die Ufer. Immer wieder wurden dabei auch die Holzbrücken durch die Wassermassen schwer beschädigt oder zum Einsturz gebracht. So zum Beispiel auch Ende Juli 1897, als die Holzbrücke so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die vier Jahre zuvor errichtete Eisenbahnbrücke als Notverkehrslösung (später abgelöst durch eine Drahtseilfähre) herhalten musste. Die 1897/98 ebenfalls hölzerne Notbrücke ereilte ihr Schicksal bereits zwei Jahre später, während des September-Hochwassers 1899. Der Höchstwasserstand von 3,1553 m über Normalpegel brachte sie zum Einsturz. Ihre wichtige Lage an der „Steyermärker Reichsstraße“ (später Kirchdorfer bzw. Pyhrnpass-Bundesstraße) dürfte wohl dazu beigetragen haben, dass sich das k. k. Ministerium des Inneren bereit erklärte, eine stabile Brücke auf Staatskosten zu errichten. Am 23. Mai 1901 fand die feierliche Eröffnung derselben statt. 

Seither trotzte die Traunbrücke allen Naturgewalten. Einzig in den letzten Kriegstagen 1945 drohte ihr und ihrer „Schwester“ noch einmal Unheil. Die Traun- und Eisenbahnbrücke sollten nämlich nach dem Willen der NS-Führung mittels Fliegerbomben gesprengt werden, um das Vorrücken der US-amerikanischen Armeeeinheiten auf Wels zu behindern. Die Initiative zweier in Wels stationierter Wehrmachtsoffiziere (nachdem sich der Kreisleiter abgesetzt hatte) zur kampflosen Übergabe der Stadt verhinderte dies. 

Im Jahr 1998 erfolgte die Verbreiterung der Gehsteige, wodurch auch die Möglichkeit eines Geh- und Radweges geschaffen wurde. Dies wurde mit einem Brückenfest gefeiert.


Die Thalheimer Traunübergänge

An diesen fünf Punkten kann die Traun trockenen Fußes überquert werden:

Brücke

Eröffnung

Eisenbahnbrücke

1893

Alte Traunbrücke

1901

Neue Traunbrücke/Osttangentenbrücke

1969

Trodatsteg

2004

Angerlehnersteg

2013


Lange Zeit – schon während der Zeit der Holzbrücken – wachte übrigens die Florian-Statue, welche sich heute vor dem KOMM-Gebäude (Feuerwehrausfahrt) befindet, über den Brückenkopf auf der Thalheimer Seite. 

Die stilisierte Silhouette der Traunbrücke ziert nach wie vor die Titelseite des Pfarrblattes und findet sich auch in dessen Namen („Die Brücke“) wieder.


Ein Bericht des Chronik-Teams Thalheim; Oliver Inzinger

Quellennachweis:

Neubauer, Hans; „Heimatbuch Thalheim bei Wels“, Gemeinde Thalheim bei Wels (Verlag), 1988

Rachbauer, Markus; „Nationalsozialismus in Wels – Band 3“, Stadt Wels (Herausgeber und Verlag), 2015

05.03.2021