Schloss Traunegg - Schlossgärtnerei

Ein altes schwarzweiß Foto von einem Lieferwagen mit der Familie Wildberger.

Familie Wildberger und ihr erster Lieferwagen „Framo“ (um 1950) © privat

Der Park des Schlosses Traunegg ist neben dem Reinberg die grüne Lunge im Herzen Thalheims. Fritz Wildberger verbrachte dort seine ersten 14 Lebensjahre und erinnert sich an seine Kindheit in diesem weitläufigen Areal.

Wie sah damals der Schlosspark aus?

Der Park selbst sah in etwa so aus wie heute. Entlang der nördlichen Mauer zur Langen Gasse, befand sich die Schlossgärtnerei, da dort die Sonneneinstrahlung am besten genutzt werden konnte.

Die Statue des Heiligen Florians, welche jetzt im Hof der Thalheimer Feuerwehr steht, stand damals auf dem Hügel zwischen der Gärtnerei und dem Schloss. Eine Quelle im Bereich des heutigen Bründlweges stellte unsere Wasserversorgung sicher. Das Wasser hatte das ganze Jahr über dieselbe Temperatur.

Der Öffentlichkeit war die Nutzung des Parks möglich. Im Winter war dieser ein regelrechtes Ski- bzw. Rodelgebiet. 

Die Geschichte der Schlossgärtnerei ist eng mit der Geschichte deiner Familie verbunden.

Meine Mutter und mein Vater übernahmen die Schlossgärtnerei 1939 vom Grafen von Eltz (damaliger Besitzer des Schlosses Traunegg, Anm.) in Pacht. Die Fläche für die Gärtnerei betrug ca. 10.000 m2. Es gab zwei „Glashäuser“, wobei eines zur Hälfte in die Erde vertieft war. Dieses war mit einem durch Holz befeuerten Ofen, ähnlich jenem in einer Bäckerei, beheizbar. 

Mein Vater wurde gleich zu Kriegsbeginn 1939 zur Wehrmacht eingezogen und meine Mutter musste die Gärtnerei alleine führen. Von der Gemeinde kam bald der Befehl, dass dort weniger Blumen und mehr Gemüse (zur Versorgung der Bevölkerung, Anm.) angebaut werden musste.

Nach dem Krieg begannen wir damit, zweimal wöchentlich auf den Welser Markt zu fahren – auch damals waren die Markttage Mittwoch und Samstag. Die Strecke auf den Welser Stadtplatz (dort wurde damals der Wochenmarkt abgehalten, Anm.) bewältigten wir zu Fuß; unsere Pflanzen hatten wir auf einer Art Scheibtruhe. Ab 1950 verfügten wir über ein eigenes Lieferauto. Anfang der 1950er Jahre installierte mein Vater eine Bewässerungsanlage; die Wasserversorgung erfolgte über die erwähnte Quelle im Schlosspark. Mein Vater starb 1953; meine Mutter betrieb die Schlossgärtnerei noch bis zum Auslaufen des Pachtvertrages im Jahr 1959. Dann übersiedelten wir mit der Gärtnerei an den heutigen Standort im Gartenweg.

Welche Gedanken kommen dir, wenn du den Schlosspark heute siehst? 

Eine Verbauung des Schlossparks fände ich ewig schade. Mein Traum wäre eine Nutzung als Naherholungsgebiet für die Allgemeinheit. Es ist wirklich ein schöner Park, welcher mit wenig Aufwand für die Bevölkerung attraktiviert werden könnte.


Interview am 10. November 2020 mit Fritz Wildberger; Dipl.-Päd. Oliver Inzinger

13.11.2020